Kind steht in hohem Gewölbe und schaut auf großer Tafel vor ihm

Regierungspräsidium Darmstadt

30 Jahre Umweltbildung im Hofgut Guntershausen

RP weist auf Jubiläum in Hessens größtem Naturschutzgebiet hin

Darmstadt/Stockstadt am Rhein. Vor mittlerweile dreißig Jahren öffnete das Naturschutz-Infozentrum Kühkopf seine Türen. Sichtlich beeindruckt zeigten sich Regierungspräsident Prof. Dr. Jan Hilligardt und Regierungsvizepräsident Dr. Stefan Fuhrmann bei ihrem Besuch. Das UBZ leiste einen wichtigen Beitrag zur Schärfung des Bewusstseins für die Sicherung und Erhaltung einer intakten, biodiversen Umwelt und deren nachhaltige Nutzung und Entwicklung.

Ein modernes Umweltbildungszentrum muss alle Menschen begeistern können. Die Schatzinsel Kühkopf ist ein umweltpädagogisches Highlight in Südhessen und gleichzeitig ein gutes Beispiel für die Zusammenarbeit des Landes Hessen mit Kommunen und lokalen Akteuren.

Prof. Dr. Jan Hilligardt Regierungspräsident
Darmstadt

Die erste Ausstellung mit einem großen Diorama als zentralem Kernstück war einst in einer umgebauten Düngehalle des Hofgutes aus den 1960er Jahren untergebracht. „Die Standortwahl erfolgte aus pragmatischen Gründen“, erinnert sich Ralph Baumgärtel, Förster und Leiter des Umweltbildungszentrum Schatzinsel Kühkopf. Das Gebäude war hochwassersicher und konnte schnell und kostengünstig in Betrieb genommen werden.

Zwischen 10.000 und 15.000 Besucherinnen und Besucher sowie mehr als 60 Schul- und Kindergartengruppen registrierte das damalige Informationszentrum pro Jahr. Im Laufe der Zeit zeigte sich jedoch, dass die Halle dem wachsenden Besucherinteresse nicht gerecht wurde. Insbesondere fehlte Raum für Wechselausstellungen. Es gab dort auch keine Seminarräume. So besann man sich auf den unter Denkmalschutz stehenden Nordflügel im Hofgut Guntershausen.

2004 erging vom hessischen Umweltministerium der Auftrag zur Ausarbeitung einer Machbarkeitsstudie. 2010 erfolgte dann der symbolische Spatenstich zum Ausbau des Nordflügels als Umweltbildungszentrum. 2014 wurde das Umweltbildungszentrum Schatzinsel Kühkopf (UBZ) schließlich im Rahmen eines Festaktes eröffnet. Träger des Umweltbildungszentrums ist das Regierungspräsidium (RP) Darmstadt, Betreiber Hessen-Forst, vertreten durch das Forstamt Groß-Gerau.

Seit 2014 haben mehr als 250.000 Menschen die Ausstellungen im UBZ besucht. Außerdem fanden rund 3.300 Führungen und Veranstaltungen statt. Mehr als 900 Schulklassen und etwa 350 Kitagruppen haben das UBZ seitdem besucht und wurden durch die Beschäftigten im Naturschutzgebiet betreut. Fester Bestandteil des Jahresprogramms sind die Hoffeste am 1. Mai und das Kelterfest an einem Sonntag im September. Meist mehr als 2.000 Besucher nutzen diese Tage, um das Hofgut mit den unterschiedlichsten Attraktionen zu besuchen.

Das UBZ ist das westliche Eingangstor zum Geo-Naturpark Bergstraße-Odenwald (UNESCO Global Geopark), Mitinitiator des Bildungsnetzwerkes Aue, Kooperationspartner der Martin-Niemöller-Schule, des Hessischen Imkerverbandes, des Fördervereins Hofgut Guntershausen mit Museum der Gemeinde Stockstadt sowie zertifizierter Träger der „Bildung für nachhaltige Entwicklung“. Das UBZ ist bestens vernetzt mit Kommunen, Kitas und Schulen aus dem Landkreis Groß-Gerau und darüber hinaus.

Kinder aus der Region kommen in der Regel im Kitaalter und in der Schulzeit mehrfach zu Führungen. Dabei wird zunächst versucht, den Kindern über emotionales Erleben einen Zugang zur Natur und zur Rheininsel Kühkopf zu ermöglichen. Mit fortschreitendem Alter der Kinder werden darauf aufbauend immer wieder Themen vor Ort auf unterschiedlichem Niveau bearbeitet. Dabei geht es nicht nur um naturkundliches Lernen. Die Rheinauen-Landschaft wird in einem gesamtgesellschaftlichen Kontext bearbeitet, von der Naturlandschaft über die Rheinbegradigung bis hin zur aktuellen, gewachsenen Landschaft. Junge Menschen sollen so ein naturkundliches und historisches Verständnis für das Gebiet aufbauen und lernen, ihre Heimat zu verstehen.

Gleichzeitig ist das UBZ Bestandteil eines Besucherlenkungssystem in Hessens größtem Naturschutzgebiet, das die Menschen für das Gebiet begeistern und sensibilisieren möchte. Das Gebiet, das Ökosystem Flussauen und die Leistungen, die der Naturhaushalt für die Gesellschaft erbringt, werden auf drei Geschossebenen beeindruckend in Szene gesetzt. Für die Ausstellungen wurden 1,6 Millionen Euro an Sponsorenmitteln eingeworben. Unterschiedliche Medien von der klassischen Texttafel bis hin zu interaktiven digitalen Modulen laden dazu ein, die Schatzinsel Kühkopf zu entdecken. Die Ausstellungen setzen sich im Außengelände über verschiedene Lehrpfadsysteme fort, beginnend im Hofgut. QR-Codes vermitteln dabei von innen nach außen und umgekehrt.

Die Veranstaltungsangebote, die auch künstlerisches Gestalten und heimatkundliche Themen beinhalten, sprechen Menschen jeden Alters und unterschiedlicher Interessenlagen an. Die Ausstellungen werden im laufenden Betrieb stetig aktualisiert und modernisiert. So wurde im vergangenen Jahr, zum zehnjährigen Bestehen des „neuen“ UBZ, ein Modul zum Thema Niedrigwasser eingeweiht und dem Thema Ökosystemleistungen – wie die Gesellschaft von einem gesunden Naturhaushalt profitiert – mehr Raum gegeben.

Das gemeinsam mit vielen lokalen Akteuren herausgegebene, über 100 Veranstaltungen umfassende, jährliche Programm wird nach Corona wieder sehr gut angenommen. Das diesjährige Programm mit dem Schwerpunkt „Nachtleben auf dem Kühkopf“ umfasst ein breites Spektrum von naturkundlichen, künstlerischen und heimatkundlichen Aspekten. Für 2026 sind zudem bereits Projektwochen für die Schulen geplant.

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