Eine Frau und ein Mann stehen sich gegenüber und schauen sich an. Im Hintergrund ist eine Präsentation auf eine Leinwand projiziert.

Regierungspräsidium Darmstadt

Arbeitsmedizinische Vorsorge im Blickpunkt

Wiesbaden. Mehr als 60 Gäste kamen diese Woche zur jährlichen arbeitsmedizinischen Fortbildungsveranstaltung des Regierungspräsidiums (RP) Darmstadt in Wiesbaden. Nach der Begrüßung durch Regierungspräsident Prof. Dr. Jan Hilligardt übernahm RP-Dezernatsleiterin und Landesgewerbeärztin Dr. Gabriela Petereit-Haack (Dezernat VI 68, Abteilung Arbeitsschutz) die wissenschaftliche Leitung und Moderation der Veranstaltung in den neuen Räumlichkeiten des Landesgewerbearztes Hessen, Fachzentrum für medizinischen Arbeitsschutz. Themen der diesjährigen Fortbildung waren: Biomonitoring, Neues aus dem Ausschuss für Arbeitsmedizin (Afamed) und dem Ärztlichen Sachverständigenbeirat für Berufskrankheiten (ÄSVB), WorkBiota, Bildschirmarbeit sowie Arbeitsschutz bei Studierenden.

Als Referent eröffnete Prof. Dr. med. Thomas Kraus (Präsident der Deutschen Gesellschaft für Arbeits- und Umweltmedizin und Vorsitzender des ÄSVB) den Vortragsreigen mit dem Thema „Humanbiomonitoring – Fälle aus der Praxis“. Diese Messungen im menschlichen Körper können eine Gefährdung am Arbeitsplatz durch Gefahrstoffe überprüfen. Prof. Kraus präsentierte anhand einer erhöhten Aluminiumpulver-Exposition die Möglichkeit des vermehrten bindegewebigen Umbaues der Lungen, einer sogenannten Lungenfibrose. Damit bestätigte das Biomonitoring den Zusammenhang zur beruflichen Tätigkeit. In weiteren Beispielen wie einer Krebserkrankung der Harnblase, der vermehrten Aufnahme von Schwermetallen wie Blei, Quecksilber oder von weiteren Gefahrstoffen wie polychlorierten Biphenyle (PCB) hat Prof. Kraus in einer Diskussion mit den Teilnehmenden herausgearbeitet, wie wichtig Humanbiomonitoring zur Expositions-Abschätzung am Arbeitsplatz ist. Beschäftigten werden diese Messungen im Rahmen der arbeitsmedizinischen Vorsorge auf ärztlichen Rat hin angeboten, ein Zwang besteht aber nicht.

Im darauffolgenden Vortrag informierte Dr. Petereit-Haack die Teilnehmenden über Neuigkeiten aus dem Afamed und ÄSVB. Als Mitglied dieser Gremien legt sie großen Wert darauf, die Inhalte transparent in Hessen anzubringen und gleichzeitig ihre Anregungen in diese Gremien miteinzutragen. Neben neuen Regeln und Empfehlungen informierte die Dezernatsleiterin die Teilnehmenden darüber, dass im Afamed eine neue Projektgruppe unter der Leitung von Prof. Kraus gegründet wurde. Diese hat das Ziel, die digitale Anwendungen in der Arbeitsmedizin zu bearbeiten. Sowohl in der arbeitsmedizinischen Vorsorge als auch bei Betriebsbegehungen oder der Gefährdungsbeurteilung sollen künftig digitale Anwendungen wie künstliche Intelligenz (KI) vermehrt eine Rolle spielen. Dabei sind aber besondere Grenzen bezüglich der ärztlichen Schweigepflicht und des Datenschutzes zu wahren.

Ein Mann hält ein Mikrofon in seiner Hand. Er steht vor einem Publikum und spricht zu ihm.

Nach einer Pause zum informellen kollegialen Austausch wurden in einem Marktplatz-Angebot, die Themen „WorkBiota“, „Bildschirmarbeit“ sowie „Arbeitsschutz bei Studierenden“ vertieft. Unter WorkBiota führte Gewerbeärztin Dr. Luminița Cerviș aus, dass Arbeitsplätze Auswirkungen auf die natürliche beispielsweise bakterielle Besiedlung bei Beschäftigten haben können. Dies kann zu Veränderungen, zum Beispiel der Hautflora, führen und die Gesundheit nachhaltig beeinflussen.

Gewerbearzt Waldemar Witulla beleuchtete das Thema „Arbeitsschutz bei Studierenden“. Diese können im Rahmen ihres Studiums gegenüber Gefahrstoffen oder Biostoffen wie Bakterien oder Viren ausgesetzt sein. Dies kann durchaus zu gesundheitlichen Gefahren führen, vor denen sie geschützt werden müssen. Mit den Teilnehmenden wurden die rechtlichen Rahmenbedingungen erarbeitet und die Konsequenzen für die betriebsärztliche Tätigkeit, wie die Beratung, Unterweisung und die Durchführung von arbeitsmedizinscher Vorsorge oder das Angebot einer Impfung oder eines Biomonitorings.

Nach fünf Stunden intensiven Austausches endete die Veranstaltung mit einer kurzen Zusammenfassung und der dringenden Bitte seitens der Teilnehmenden, eine solche Veranstaltung im kommenden Jahr zu wiederholen. Die Landesärztekammer Hessen vergab für diese Veranstaltung fünf Fortbildungspunkte. Dr. Petereit-Haack bedankte sich bei ihrem Team für die gute Organisation und Durchführung sowie bei allen Betriebsärztinnen und Betriebsärzten für ihr berufliches Engagement. Denn das sorgt bei den hessischen Beschäftigten für gute Arbeits- und Gesundheitsschutzbedingungen.

Schlagworte zum Thema