Darmstadt. „Unter keinen Umständen dürfen wir Diskriminierung akzeptieren, tolerieren oder auch nur im Entferntesten durchgehen lassen“, betonte Regierungspräsident Prof. Dr. Jan Hilligardt gestern Abend bei der Online-Veranstaltung des Europe Direct (ED) Darmstadt beim Regierungspräsidium (RP) Darmstadt. Diese fand unter dem Motto „Menschenwürde schützen: Rassismus im Gesundheitswesen“ und in Kooperation mit der Stiftung für die internationalen Wochen gegen Rassismus statt und sollte auf das wichtige Thema Rassismus im Gesundheitswesen hinweisen. „Lassen Sie uns gemeinsam gegen Rassismus in unserer Gesellschaft – oder in diesem Fall besonders im Gesundheitswesen – vorgehen“, sagte Hilligardt.
Projektreferentin Dr. Isabel Schmidt stellte die Stiftung für die Internationalen Wochen gegen Rassismus und aktuelle Planungen für die UN-Wochen 2025 vor. Im vergangenen Jahr haben verschiedene Veranstalter insgesamt knapp 3.000 Aktionen im Zusammenhang mit den Internationalen Wochen gegen Rassismus durchgeführt. Eine ähnlich hohe Resonanz erhofft sich Projektleiterin Dr. Schmidt auch in diesem Jahr. Bislang liegt die Zahl der angemeldeten Veranstaltungen bei etwa 1.800 Terminen.
Cora Weißert-Hartmann, ebenfalls von der Darmstädter Stiftung, gab anschließend Einblicke in das gerade gestartete Modellprojekt „Rassismus im Gesundheitswesen – rassismuskritische Bildung und Organisationsentwicklung im Gesundheitswesen“ und stellte Studien aus dem Themenfeld vor. Insbesondere ging es dabei darum, den Umgang mit verschiedenen ethnischen Gruppen und Geschlechtern bei Arztbesuchen zu zeigen.
So wurde beispielsweise ein Experiment zur Terminvergabe bei 6.800 zufällig ausgewählte Praxen von niedergelassenen Ärztinnen und Ärzten durchgeführt. Dort wurde im gleichen Anschreiben nur der Name der Patientin beziehungsweise des Patienten in deutsch, nigerianisch und türkisch klingende Namen geändert. Die Auswertung zeigte, dass sowohl Geschlecht als auch Name einer Person für unterschiedliche Rückmeldungen gesorgt haben. Weitere Erkenntnisse des Experiments waren, dass Frauen verschiedener Herkunft unterschiedliche Gesundheitsdienstleistungen, beispielsweise HIV- oder STI-Tests, angeboten wurden.
Hintergrund der Veranstaltung war der von den Vereinten Nationen als Internationaler Tag gegen rassistische Diskriminierung ausgerufene 21. März. Rund um diesen Tag stehen auch wieder die Internationalen Wochen gegen Rassismus an. In Deutschland finden die diesjährigen Aktionswochen vom 17. bis 30. März unter dem Motto „Menschenwürde schützen“ statt.
Hintergrund: Das Modellprojekt
Das Modellprojekt „Rassismus im Gesundheitswesen – rassismuskritische Bildung und Organisationsentwicklung im Gesundheitswesen“ wird für den Zeitraum von Januar 2025 bis 2027 von der Deutschen Fernsehlotterie gefördert. Es zielt darauf ab, auf individueller, institutioneller und struktureller Ebene rassismuskritisches Handeln und Arbeiten im Gesundheitswesen zu ermöglichen. Ziel ist der Aufbau einer Antirassismus-Architektur im Gesundheitswesen mit drei Säulen (Bildung und Vernetzung, rassismuskritische Organisationsentwicklung, Zusammenarbeit von Beratungsstellen und Landesärztekammern). Fachkräfte, Patienten und Menschen mit Pflegebedarf, Kliniken, Landesärzte- und Landespflegekammern, Wohlfahrtsverbände und Beratungsstellen sollen in den Fokus rücken, um sich weiterzubilden, zu vernetzen und handlungsaktiv zu werden. Es werden niedrigschwellige Angebote geschaffen. Das Projekt arbeitet intersektional.