Drei Frauen und zehn Männer stehen gemeinsam auf einer Wiese vor einem Wald.

Regierungspräsidium Darmstadt

Für die Kreuzotter im Spessart: RP Darmstadt und Regierung von Unterfranken arbeiten zusammen

Darmstadt/Flörsbachtal. Die Kreuzotter im Spessart ist vom Aussterben bedroht. Um sie zu schützen, arbeiten das Regierungspräsidium Darmstadt und die Regierung von Unterfranken nun zusammen.

Die Kreuzotter ist nicht nur die einzige heimische Giftschlange der Region, sondern auch eine wichtige Schirmart für strukturreiche halboffene Landschaften und lichte Wälder. Das heißt, ihr Schutz dient immer auch dem Schutz vieler weiterer Arten. Aktuelle Kartierungen belegen, dass die Verbreitung und Anzahl der Kreuzottern im Spessart erheblich zurückgegangen sind. Die Restvorkommen konzentrieren sich auf Gebiete nahe der bayerisch-hessischen Grenze und sind oft völlig isoliert voneinander. Dies führt zu fehlendem genetischen Austausch und mittelfristig zum endgültigen Aussterben.

Elisabeth Apel-Isbarn vom Regierungspräsidium Darmstadt (Obere Naturschutzbehörde) und Christian Salomon von der Regierung von Unterfranken (Höhere Naturschutzbehörde) haben sich daher zusammengetan und 2021 ein länderübergreifendes Schutz- und Verbundkonzept für die Kreuzotter im Spessart beauftragt. Auftragnehmer der beiden Regierungen waren die Arbeitsgemeinschaft Amphibien- und Reptilienschutz in Hessen (AGAR) e. V. sowie der Diplombiologe Richard Podloucky. Anlässlich der Fertigstellung dieses Verbundkonzeptes hatten beide Regierungen am 12. April zu einem länderübergreifenden Fachaustausch mit Projektpartnern eingeladen.

Das vorliegende Gutachten beinhaltet eine genaue Darstellung der aktuellen Kreuzotterbestände sowie ein flächenscharfes Maßnahmenkonzept, um die verbliebenen Kreuzotterlebensräume aufzuwerten und zu vernetzen. Dessen Umsetzung stand im Zentrum des Arbeitstreffens. Wichtige Partner bei diesen freiwilligen Maßnahmen sind neben Hessen Forst und den Bayerischen Staatsforsten vor allem ehrenamtlich aktive Naturschützer, aber auch Gemeinden, Landschaftspflegeverbände, der Naturpark Spessart, Landwirte und Privateigentümer sowie die beiden Landesämter für Umwelt.

Tatsächlich ist die Maßnahmenumsetzung längst angelaufen. Als konkretes Beispiel hierzu besichtigte die bayerisch-hessische Delegation der Kreuzotterschützer Maßnahmen in Lohrhaupten. Hier wurden im Winter bereits Gehölze zurückgeschnitten und als Reißighaufen aufgesetzt, um den Reptilien Deckung zu bieten. Im Herbst werden dann noch Winterquartiere, kleine Gewässer und Sandflächen angelegt. Davon sollen auch die Nahrungstiere der Kreuzottern profitieren. Für den angrenzenden bayerischen Privatwald soll es Anfang Mai eine Infoveranstaltung geben, bei der für das freiwillige Vertragsnaturschutzprogramm Wald – konkret für die Schaffung lichter Waldstrukturen – geworben wird.

Der Kopf einer Schlange schaut von links kommend ins Bild hinein.

Insgesamt hat Hessen Forst bereits an mehr als 20 Standorten erfolgreich mit der Maßnahmenumsetzung zugunsten der Kreuzotter mit Mitteln des Klimaplan Hessen begonnen. Auf bayerischer Seite haben unter anderem der Staatsforstbetrieb Hammelburg, der Landschaftspflegeverband Main-Spessart und die Forstbetriebsgemeinschaft Mainspessart-West schon entsprechende Pflegemaßnahmen durchgeführt: Das Schaffen strukturreicher Waldränder, von lichten Waldbeständen und Wegeböschungen, von ausreichend großen Waldlichtungen und verbindenden Schneisen, das Offenhalten bekannter Kreuzotter-Wiesen durch Entbuschen und Pflegemahd, Anlage von Kleingewässern, um das Nahrungsangebot (Jungfrösche) zu fördern, oder das Anlegen von Totholzhaufen als Winter- und Tagesverstecke.

Auch die Möglichkeiten zur kontrollierten Nachzucht und Auswilderung von Jungtieren müsse ins Auge gefasst werden, sagen die Fachleute. Zudem sei intensive Schwarzwildbejagung ein ganz wichtiges Thema, da Wildschweine vor allem im Winter die dann wehrlosen Schlangen fressen.

„Der Trend ist eindeutig. Wenn wir die Kreuzotter im Spessart erhalten wollen, müssen wir jetzt sehr entschlossen und zielgerichtet handeln“, betonen die Projektleiter Salomon und Apel-Isbarn. Ansonsten verliere man in der Region mehr als nur eine weitere attraktive Art. Immerhin: Eine starke Allianz von Behörden, Landnutzern und ehrenamtlichen Naturschützern möchte dies unbedingt verhindern und hat dazu nun eine geeignete Arbeitshilfe.

Die Behörden sind weiterhin auch dankbar für die Meldung von aktuellen Kreuzotternachweisen. Diese sollten bestenfalls durch ein Foto belegt sein, da es sich bei den meisten Meldungen um Verwechslungen mit Schlingnattern oder Ringelnattern handelt. Hinweise bitte per E-Mail an christian.salomon@reg-ufr.bayern.de (Bayern) oder Elisabeth.Apel-Isbarn@rpda.hessen.de (Hessen).

Hintergrund:

Die Kreuzotter ist in Deutschland stark gefährdet. Zu erkennen ist die seltene Giftschlange an ihrem Zickzackband auf dem Rücken und den senkrecht stehenden Pupillen. Häufig werden sie mit der ungiftigen Schlingnatter verwechselt. Für den Menschen ist der Biss einer Kreuzotter nur selten lebensgefährlich.

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