Drei Männer stehen in einem Treppenhaus vor einer Wandtafel und blicken in die Kamera. Die dunkel gestaltete Tafel zeigt drei Köpfe.

Regierungspräsidium Darmstadt

Gedenken an Wilhelm Leuschner im Regierungspräsidium

Darmstadt. „Mit seinem aufopferungsvollen Kampf für die Demokratie ist Wilhelm Leuschner ein leuchtendes Beispiel für uns alle – in der Gegenwart und für die Zukunft.“ Das sagte Regierungspräsident Prof. Dr. Jan Hilligardt heute in Darmstadt. Anlässlich des 80. Todestages am Sonntag (29.) von Wilhelm Leuschner hatte das Regierungspräsidium (RP) Darmstadt gemeinsam mit der Wissenschaftsstadt Darmstadt zu einer Gedenkstunde ins Kollegiengebäude am Luisenplatz, dem Dienstsitz des RP, eingeladen. Im historischen Ludwig Bergsträsser-Saal versammelten sich rund 50 Gäste, unter ihnen waren auch Familienmitglieder Wilhelm Leuschners.

„Der Geist Wilhelm Leuschners, die Werte Freiheit und Demokratie, leben bis heute in diesem Gebäude weiter“, sagte Regierungspräsident Hilligardt im Hinblick darauf, dass sich im Kollegiengebäude von 1919 bis 1933 das Innenministerium befand, die Regierungszentrale des ehemaligen Volksstaates Hessen, und damit von 1928 bis 1933 der Dienstsitz Wilhelm Leuschners. „Elf Regierungspräsidenten und eine Regierungspräsidentin haben seit 1945 bis heute im Geiste Wilhelm Leuschners das Regierungspräsidium geleitet und zusammen mit den Mitarbeitenden die Werte der Freiheit, der Demokratie und der Rechtsstaatlichkeit in öffentlichem Verwaltungshandeln umgesetzt“, betonte Prof. Hilligardt. „Am Wirken von Wilhelm Leuschner zeigt sich, dass wir immer gefordert sind, unsere Demokratie als höchsten Wert zu hüten und zu schützen. Wir müssen dieses hohe Gut gegen all jene verteidigen, die sie zerstören wollen.”

Viele Leute sitzen in einem großen Raum auf Stühlen. Sie blicken alle in eine Richtung.

In seiner Ansprache sagte Martin Rößler, Staatssekretär im Hessischen Ministerium des Innern, für Sicherheit und Heimatschutz: „Der Kompass der Politik Wilhelm Leuschners war von der grundlegenden Erkenntnis geprägt, dass Demokratie ohne soziale Gerechtigkeit nicht existieren kann. Als Gewerkschafter, hessischer Innenminister und Widerstandskämpfer gegen die Nationalsozialisten hat er sich entschlossen und mutig für die Demokratie eingesetzt. Als überzeugter Demokrat blieb er seinen Überzeugungen treu und trat vehement für seine Vorstellung eines freien, demokratischen und sozialen Rechtsstaats ein. Unsere Demokratie, die gegenwärtig insbesondere vom rechten Rand herausgefordert wird, ist nicht selbstverständlich und muss jeden Tag von neuem aktiv mit Leben gefüllt werden. Das Erbe Wilhelm Leuschners, der Zivilcourage vorbildlich gelebt hat, muss uns Verpflichtung sein. Jede und jeder von uns ist dazu aufgerufen, entschlossen gegen jegliche Form von Extremismus, Antisemitismus und Fremdenfeindlichkeit einzustehen und klar Haltung dagegen zu beziehen.“

Darmstadts Oberbürgermeister Hanno Benz betonte: „Wir ehren heute mit Wilhelm Leuschner einen bedeutenden Darmstädter Stadt- und hessischen Landespolitiker, Gewerkschaftsvorsitzenden, Widerstandsnetzwerker, Gründer der Volkshochschule Darmstadt, Vorkämpfer für Bildung und Kultur und für die Vision einer sozialen Demokratie. Wilhelm Leuschner gehört für mich zu den zentralen Personen der deutschen Widerstands- und Demokratiegeschichte, der wusste, dass man für Freiheit und Recht notfalls auch kämpfen, die liberale Demokratie jeden Tag aufs Neue gegen ihre Feinde verteidigen muss.“

Angela Elsäßer am Cello legte mit ihren musikalischen Beiträgen den passenden Rahmen.

Gedenktafel für den ehemaligen Innenminister Wilhelm Leuschner, dessen Staatsrat Ludwig Schwamb sowie seinen Pressereferent Carlo Mierendorff

Wilhelm Leuschner hat für den Kampf um die Demokratie sein Leben gegeben. Am kommenden Sonntag jährt sich sein Todestag zum 80. Mal. Als Innenminister des Volksstaates Hessen hat er bis zur Machtergreifung durch die Nationalsozialisten im Jahr 1933 im Kollegiengebäude, dem heutigen Stammsitz des Regierungspräsidiums Darmstadt, gewirkt. Leuschner, der nach seiner ersten Inhaftierung als Gewerkschafter illegalen Widerstand leistete, wurde am 29. September 1944 in Berlin-Plötzensee hingerichtet. Die Gedenkstunde bildete einen würdigen Rahmen der Erinnerung an den ehemaligen Hessischen Innenminister, Gewerkschafter, Widerstandskämpfer und überzeugten Demokraten.

Hintergrund:

Die Wilhelm-Leuschner-Medaille ist die höchste Auszeichnung, die das Land Hessen vergibt. Sie wurde aus Anlass des 20. Todestages Wilhelm Leuschners am 29. September 1964 durch den früheren Hessischen Ministerpräsidenten Georg August Zinn gestiftet. Die Medaille wird Persönlichkeiten verliehen, die sich in außergewöhnlicher Weise für Freiheit, Demokratie und soziale Gerechtigkeit eingesetzt haben. Jährlich am Verfassungstag des Landes Hessen, dem 1. Dezember, wird sie im Rahmen eines Festakts verliehen.

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