Darmstadt/Wiesbaden. Die Freibäder in Südhessen haben jetzt meist wieder wie gewohnt geöffnet, dennoch dürfte es viele Menschen auch in dieser Saison an die Seen zum Baden locken. Doch hierbei ist Vorsicht geboten: Aktive Baggerseen, in denen noch Sand und Kies abgebaut wird, eignen sich in der Regel nicht zum Baden.
Die Zahlen der DLRG sprechen eine klare Sprache: Im vergangenen Jahr ertranken in Deutschland über 350 Menschen – deutlich mehr als 2021 und so viele wie seit vier Jahren nicht. Der Großteil von ihnen starb in Seen und Flüssen. Beide sind in der Regel unbewacht, weshalb dort Hilfe im Notfall oft zu spät kommt. Verschärfend kommt hinzu, dass immer weniger Menschen hierzulande schwimmen können.
In Südhessen sind neben großen Fließgewässern wie Main und Rhein die vielen Seen ein häufiger Unfallort. Auch in dieser noch jungen Saison hat es schon wieder mehrere tödliche Badeunfälle an Hessens Gewässern gegeben. 2022 ertranken hierzulande – trotz diesbezüglicher Warnungen und Hinweis-Schilder an den Geländen vor Ort – zahlreiche Menschen. Angesichts dessen warnt die beim Darmstädter Regierungspräsidium (RP) in Wiesbaden angesiedelte Bergaufsicht vor den Gefahren, die in den zahlreichen aktiven Baggerseen und Tagebau-Betrieben lauern.
„Das Baden in solchen Seen ist lebensgefährlich“, sagt Dr. Frank Braunisch, der die Bergaufsicht beim RP leitet. Aktive Abbau-Betriebe eigneten sich schlichtweg nicht zum Schwimmen. Dies betrifft für die Öffentlichkeit komplett gesperrte Baggerseen, aber auch Ufer-Abschnitte, die nicht für die Freizeitnutzung explizit freigegeben sind. „Laien können einfach nicht einschätzen, welche Gefahren dort lauern“, erklärt Braunisch. Dazu gehörten insbesondere Rutschungen von Böschungen sowie das zur Förderung von Kies und Sand eingesetzte Gerät.
Insbesondere Stellen, an denen unter Wasser Materialien angespült werden, können wild Badenden zum Verhängnis werden. Was von Außen betrachtet vielleicht wie ein idyllischer Strand aussieht, kann im Wasser schnell zur tödlichen Falle werden, wenn der Untergrund plötzlich nachgibt. Auch bei stillgelegten Seen kann es unter Wasser noch zu gefährlichen Hang-Rutschungen kommen. Die dadurch entstehenden Kaltwasser-Strömungen können bei den Badenden lebensgefährliche Schocks auslösen. Wer aktive Abbau-Bereiche betritt, macht sich zudem des Hausfriedensbruchs schuldig und riskiert eine Anzeige des jeweiligen Unternehmens.