Aus einem Rohr fließt schmutziges, unbehandeltes Wasser in einen See

Regierungspräsidium Darmstadt

Gewässerschutz

Das Regierungspräsidium Darmstadt ist als genehmigende Behörde an der Erweiterung der Industriekläranlage des Darmstädter Wissenschafts- und Technologiekonzerns Merck durch eine vierte Reinigungsstufe beteiligt.

Als erstes Industrieunternehmen in Südhessen will Merck seine Industriekläranlage durch eine sogenannte vierte Reinigungsstufe erweitern. Die Maßnahme dient der Reduktion von organischen Belastungen wie Spurenstoffen und leistet somit einen weiteren Beitrag zum Gewässerschutz.

Im Rahmen der Spurenstoffstrategie Hessisches Ried plant Merck am Standort Darmstadt die Erweiterung seiner zentralen Abwasserbehandlungsanlage durch eine sogenannte vierte Reinigungsstufe. Aus dieser werden bis zu 10.000 Kubikmeter Abwasser pro Tag in den Darmbach eingeleitet. Bislang gibt es in dieser Abwasserbehandlungsanlage – wie in den meisten deutschen Klärwerken – drei Reinigungsstufen: Eine mechanische, eine biologische und eine chemische.

Am 19. November 2020 hat die Merck die Errichtung und den Betrieb einer weiteren Behandlungsstufe seiner zentralen Abwasserbehandlungsanlage auf dem Betriebsgelände in Darmstadt beim Regierungspräsidium Darmstadt beantragt. Diese zusätzliche Behandlungsstufe soll durch eine Aktivkohleeinheit mit vorgeschalteter optionaler Tuchfiltration ausgestattet werden. Ziel ist eine deutlich höhere Reduktion der organischen Fracht durch die Abwasserbehandlung und somit eine Verbesserung der Gewässerqualität im Darmbach und Landgraben.

Die Spurenstoffstrategie Hessisches Ried wurde auf Grundlage eines Untersuchungsberichts des Hessisches Landesamtes für Naturschutz, Umwelt und Geologie von 2016 durch das Hessische Ministerium für Umwelt, Klimaschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz entwickelt und 2018 veröffentlicht. Ihr Ziel ist die Reduzierung von Spurenstoffen. Eine ihrer Maßnahmen ist die Errichtung der vierten Reinigungsstufe bei ausgewählten kommunalen Kläranlagen, die vom Land Hessen finanziell unterstützt werden.

Merck ist das erste Industrieunternehmen, das im Hessischen Ried eine vierte Reinigungsstufe errichten möchte. Das Ried hat einen besonderen Stellenwert durch seine Rolle in der Wasserversorgung im Rhein-Main-Gebiet und seiner hohen Besiedlungsdichte. Da ein Austausch zwischen den Oberflächengewässern und dem Grundwasser im Hessischen Ried stattfindet, können über das Abwasser von kommunalen sowie industriellen Einleitungen auch Spurenstoffe in Form von Arzneimittelrückständen, Haushalts- und Industriechemikalien, Pflanzenschutzmittel und Biozide, die durch den Boden nur zum Teil zurückgehalten werden, in das Grundwasser eindringen.

Die bereits auf ihre Vollständigkeit geprüften Unterlagen werden vom 1. bis zum 31. März 2021 auf der Homepage des Regierungspräsidiums Darmstadt veröffentlicht. Sie sind zudem - nach vorheriger telefonischer Terminvereinbarung - im Dienstgebäude des Regierungspräsidiums Darmstadt in Papierform einsehbar. Ihre Veröffentlichung erfolgt zeitgleich im Neuen Rathaus und auf der Homepage der Wissenschaftsstadt Darmstadt. Einwendungen zu dem Vorhaben können bis zum 30. April 2021 beim Dezernat IV/DA 41.4 des Regierungspräsidiums Darmstadt vorgetragen werden.

Die allgemeine Vorprüfung nach dem UVPG ergab, dass für das Vorhaben keine Verpflichtung zur Durchführung einer UVP besteht, da von der geplanten Änderung der Anlage keine erheblichen nachteiligen Umweltauswirkungen zu erwarten sind. Mit der Genehmigung der Anlagen rechnet das Regierungspräsidium noch im ersten Halbjahr 2021.

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