Darstellung einer Schlammfaulungsanlage von oben

Regierungspräsidium Darmstadt

Mehr Klima- und Umweltschutz in größter kommunaler Kläranlage in Hessen

Die heutigen Genehmigungen des Regierungspräsidiums Darmstadt ebnen den Weg für eine Reduzierung der Klärschlammmengen und effizientere Energieerzeugung in der Kläranlage Frankfurt-Sindlingen.

Für die Stadtentwässerung Frankfurt am Main (SEF) wird mit den heutigen Genehmigungen des Regierungspräsidiums Darmstadt (RPDA) der Weg für die künftige Reduzierung der Klärschlammmengen und eine effizientere Energieerzeugung in der Kläranlage Frankfurt-Sindlingen geöffnet. Mit einer Schlammfaulungsanlage und einem Blockheizkraftwerk wird die Klärschlammentsorgung für die Kläranlagen Frankfurt-Niederrad und Sindlingen mit insgesamt circa 1,8 Mio. angeschlossen Einwohnerinnen und Einwohnern neu geordnet. In den beiden Anlagen fallen circa 38.000 Tonnen Schlamm (bezogen auf die Trockensubstanz) pro Jahr an, dies entspricht circa 25 Prozent des Klärschlammanfalls in ganz Hessen. Für die Abwasser- und Schlammbehandlung werden bislang viel Strom und Wärme benötigt – mit einem großen Einsparpotenzial.

Neben der Schlammfaulungsanlage soll ein Blockheizkraftwerk (BHKW) auf dem Sindlinger Kläranlagengelände errichtet und betrieben werden. Damit ist ein wesentlicher Beitrag zur Steigerung der Eigenenergieversorgung in der Klärschlammbehandlung mit mehr Energieeffizienz und Klimaschutz am Standort von Hessens größter Abwasserreinigungsanlage vorgesehen. Das bei der Schlammfaulung in den Faultürmen anfallende Methan wird in dem neu errichteten Heizwerk verbrannt. Die entstehende Wärme wird zum einen Teil in Strom umgesetzt und dient zum anderen Teil der Energiezufuhr für den Faulungsprozess sowie der Heizung von Betriebsräumen der Kläranlage. In dem Kraftwerk wird Strom in einer Menge von circa 35 Millionen Kilowattstunden pro Jahr erzeugt, was dem Verbrauch von 10.000 Vier-Personen-Haushalten entspricht.

Weiterhin stellt das Vorhaben einen ersten Schritt zur zukünftigen nachhaltigen Klärschlammentsorgung dar. Durch die Schlammbehandlung wird die zu entsorgende Klärschlammmenge reduziert, was vor dem Hintergrund künftig wegfallender Verbrennungskapazitäten wie in der Mitverbrennung (zum Beispiel durch den Kohleausstieg) von Vorteil ist. In einem geplanten zweiten Schritt soll die Klärschlammverbrennung in Sindlingen für eine lokale Entsorgung von Klärschlamm erneuert werden – angepasst an die reduzierte Klärschlammmenge und -zusammensetzung sowie den Stand der Technik entsprechend dem einschlägigen europäischen Standard. Mit diesen beiden Maßnahmen werden zudem die Voraussetzungen für die zukünftig gesetzlich geforderte Rückgewinnung des wertvollen Rohstoffs Phosphor geschaffen.

Die Zulassung des Gesamtvorhabens teilt sich auf in eine Genehmigung nach Wasserrecht für die Anlagen der Schlammfaulung sowie eine Genehmigung nach Bundes-Immissionsschutzgesetz für die Anlagenteile des Blockheizkraftwerks. Es wurde eine umfängliche Umweltverträglichkeitsprüfung für das Gesamtvorhaben durchgeführt. Trotz Beteiligung einer Vielzahl von Landes- und Kommunalbehörden am Verfahren konnte das Regierungspräsidium als Bündelungsbehörde einen reibungslosen Ablauf des Verfahrens gewährleisten und wie geplant vor Ende 2021 die Genehmigungen erteilen. Im Rahmen der Öffentlichkeitsbeteiligung gab es keine Einwendungen von Nachbarn oder Umweltverbänden gegen das Projekt.

Mit der Genehmigung hat das Regierungspräsidium der Stadtentwässerung Frankfurt auch aufgegeben, das Vorklärbecken der Abwasserreinigungsanlage Sindlingen bis zur Inbetriebnahme der Schlammfaulungsanlage abzudecken und die anfallende Abluft zu reinigen. Damit wird eine wesentliche Geruchsquelle der Anlage, die immer wieder zu Beschwerden von Bürgerinnen und Bürgern der Nachbargemeinde Kelsterbach geführt hat, beseitigt.

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