Darmstadt/Frankfurt. Das Regierungspräsidium (RP) Darmstadt hat der BäderBetriebe Frankfurt GmbH die wasserrechtliche Zulassung für den Betrieb von drei Erdwärmesondenfeldern erteilt. Das neue Rebstockbad soll künftig anteilig mit Erdwärme versorgt werden. Um das geothermische Potenzial an diesem Standort bestmöglich zu nutzen, werden zwei Felder mit 399 Meter tiefen Erdwärmesonden sowie ein Feld mit 100 Meter tiefen Erdwärmesonden errichtet. Die 100 Meter tiefen Erdwärmesonden werden hierbei zur thermischen Regeneration des Untergrundes mit Wärme aus der Gebäudekühlung genutzt. Den entsprechenden Zulassungsbescheid hat Regierungspräsident Prof. Dr. Jan Hilligardt am Montagnachmittag Dr. Boris Zielinski, Geschäftsführer BäderBetriebe Frankfurt GmbH, überreicht.
Alle Beteiligten haben dazu beigetragen, einen innovativen Weg einzuschlagen
Bereits von November 2022 bis August 2023 ließ die Stadt Frankfurt am Main in Kooperation mit dem Hessischen Landesamt für Naturschutz, Umwelt und Geologie (HLNUG) am betroffenen Standort eine Forschungsbohrung bis in 1.060 Meter Tiefe durchführen, um die geologischen Gegebenheiten und geothermischen Potenziale zu erkunden. Diese Forschungsbohrung soll in einem späteren Schritt bis auf 850 Meter rückverfüllt und zu einer sogenannten Koaxialsonde umgebaut werden. Die dabei aus tieferen Bereichen gewonnene Wärme wird künftig genutzt, um dem oberflächennahen Südfeld wieder Wärme zuzuführen und es dadurch zu regenerieren.
Die Bohrarbeiten zur Errichtung der drei Erdwärmesondenfelder sind für Ende 2025 bis Anfang/Mitte 2026 geplant. Parallel dazu laufen die Bauarbeiten für den Neubau des Rebstockbades weiter. Die Inbetriebnahme der Erdwärmesondenanlagen ist 2027 vorgesehen.
Um den Grundwasserschutz während des Betriebes der Erdwärmesondenanlagen sicherzustellen, hat die Obere Wasserbehörde des RP den Betrieb unter Auflagen zu den zulässigen Wärmemengen sowie zur Einhaltung von Temperaturgrenzen zugelassen. Diese Vorgaben werden im Rahmen eines thermischen Monitorings überwacht. Die thermischen Auswirkungen des Betriebes der Anlagen wurden dabei über einen Zeitraum von 50 Jahren modelliert.
„Mit der Nutzung von Erdwärme für den Neubau des Rebstockbades leistet die BäderBetriebe Frankfurt GmbH einen wichtigen Beitrag zur nachhaltigen Wärmeversorgung und zur Verminderung des Ausstoßes von Treibhausgasen“, sagte Prof. Dr. Jan Hilligardt. Der Regierungspräsident hob auch den Modellcharakter dieses Projekts hervor: „Alle Beteiligten haben dazu beigetragen, einen innovativen Weg einzuschlagen und ein Erfolgsprojekt mit Vorbildfunktion umzusetzen. Das RP leistet mit der Genehmigung einen Beitrag für das neue Rebstockbad als Teil der Freizeit- und Sportinfrastruktur in der Stadt Frankfurt und der gesamten Region.“
Frankfurts Oberbürgermeister Mike Josef sagt: „Die vom Regierungspräsidium Darmstadt erlaubte Nutzung von Erdwärme für das neue Rebstockbad macht uns unabhängiger von Öl und Gas – ein weiterer Schritt weg von fossilen hin zu erneuerbaren Energien. Das Bad spart nicht nur CO₂-Emissionen, sondern profitiert im Betrieb – und auch in seiner öffentlichen Wahrnehmung – von der klimafreundlichen Technik. Wir bedanken uns bei allen Beteiligten für die konstruktive und zielführende Zusammenarbeit.“
„Mit der wasserrechtlichen Bescheidübergabe ist ein weiterer Meilenstein in der Umsetzung der Geothermiemaßnahme am Neubau des Rebstockbads geglückt. Die nunmehr genehmigte und gesicherte Entnahme von Erdwärme im Betrieb des Bades erlaubt es den Bäderbetrieben Frankfurt, die Maßnahme auch baulich in die Umsetzung zu bringen“, sagt Dr. Boris Zielinski, Geschäftsführer BäderBetriebe Frankfurt GmbH.
Prof. Dr. Thomas Schmid, Präsident des HLNUG, betont „Dieses Vorhaben ist ein Beispiel dafür, wie Fachbehörden, Kommunen und Forschung gemeinsam tragfähige Lösungen für die Energieversorgung der Zukunft entwickeln. Durch die enge Zusammenarbeit wurde eine solide wissenschaftliche Basis für die Nutzung des geothermischen Potenzials geschaffen und wir freuen uns, dass unsere Vorarbeiten und Erkenntnisse nun ganz konkret in ein zukunftsweisendes Projekt einfließen, das auch für weitere Anwendungen in der Region richtungsweisend sein kann.“
Hintergrund:
Die 1.060 Meter tiefe Forschungsbohrung wurde vom Hessischen Ministerium für Wirtschaft, Energie, Verkehr, Wohnen und ländlichen Raum gefördert und bestätigte eine vom HLNUG angenommene geothermische Anomalie in Frankfurt, die in der Zukunft eine wichtige Rolle bei der Wärmeversorgung Frankfurts spielen kann.
Eine geothermische Anomalie ist eine im Untergrund vorliegende erhöhte Temperatur, die deutlich vom Umfeld abweicht. Im Bereich der geothermischen Anomalie in Frankfurt steigt die Untergrundtemperatur um teils 9 Grad Celsius pro 100 Meter Tiefe an. Bereits in 100 Meter Tiefe werden dort Temperaturen von bis zu 23 Grad Celsius gemessen, während im Umfeld in derselben Tiefe höchstens etwa 15 Grad Celsius vorliegen.
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Matthias Schaider
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