Regierungspräsidentin Brigitte Lindscheid (rechts) und Elisabeth Jreisat, Vorsteherin des Wasserverbandes Hessisches Ried, nach der Vertragsunterzeichnung.

Regierungspräsidium Darmstadt

RP Darmstadt unterstützt Projekt zur Zuwässerung des Pfungstädter Moors

Darmstadt. Mit der Unterzeichnung eines öffentlich-rechtlichen Vertrages haben das Regierungspräsidium (RP) Darmstadt und der Wasserverband Hessisches Ried (WHR) heute Vormittag den Weg zur Wiederaufnahme der Zuwässerung des Pfungstädter Moors geebnet.

Moore spielen eine wichtige Rolle im Kampf gegen den Klimawandel. Sie sorgen für Klima- und Artenschutz und bieten gleichzeitig Wasserrückhaltung bei Starkregenereignissen. In Mooren leben viele Pflanzen und Tiere, die andernorts kein Zuhause finden würden. Intakte Moore sind aber auch aus einem anderen Grund wichtig: Sie speichern durch abgestorbene Pflanzen viel Kohlenstoff, wodurch weniger Kohlenstoffdioxid freigesetzt wird, das wiederum bei höherem Ausstoß den Klimawandel beschleunigt. „Auch deshalb ist es uns ein großes Anliegen, das Moor wieder zu bewässern“, betont Regierungspräsidentin Brigitte Lindscheid.

In der Vergangenheit gab es dazu bereits verschiedene Anläufe. Beispielsweise hat der WHR das Moor bereits von 1999 bis 2008 mit aufbereitetem Rheinwasser bewässert. Schon damals war nachweislich zu erkennen, dass die Tier- und Pflanzenwelt von der Zuwässerung profitiert hat. So wurde damals zum Beispiel die seltene Scheinzypergras-Segge im Moor nachgewiesen. Ein ähnlicher Effekt wird auch diesmal erwartet. Außerdem wurde ab 2007 auf Initiative der Naturschutzverbände ein offenes Rinnensystem im Pfungstädter Moor angelegt.

Die erforderliche Jahresmenge an Wasser, die zugeführt werden muss, ist abhängig von Witterung und Grundwasserständen. Laut gutachterlicher Annahme ist bei einer jährlichen Zuwässerung von 300.000 Kubikmeter im Zeitraum von März bis Oktober mit einer Anhebung des Grundwasserstandes im Kernbereich des Moores von etwa 25 bis 50 Zentimeter zu rechnen. Die Maßnahme soll durch ein hydrologisches und naturschutzfachliches Monitoring begleitet werden. Neben der Vermeidung einer weiteren Zersetzung und Mineralisierung des Moorkörpers ist davon auszugehen, dass wieder vermehrt feuchtigkeits­liebende Tier- und Pflanzenarten ins Pfungstädter Moor zurückkehren.

Eine tragende Rolle, dass das Projekt nun angegangen werden kann, hat der Runde Tisch „Verbesserung der Grundwassersituation im Hessischen Ried“ gespielt, den die Hessische Landesregierung einberufen hat. Mit verschiedenen Interessensgruppierungen und Akteuren hat der Runde Tisch Lösungsansätze und Beschlussempfehlungen für eine nachhaltige Verbesserung der Situation im Ried ausgearbeitet – darunter auch ein Konzept zur Optimierung des seit mehreren tausend Jahren bestehenden Pfungstädter Moores. „Das ist eine wirklich wichtige Maßnahme, die wir hier durchführen“, sagt Regierungspräsidentin Lindscheid.

Das Land Hessen unterstützt die Maßnahme mit zunächst 225.000 Euro für den Bau der Anlage. Ebenso übernimmt das Land die zukünftigen Kosten der Wasserbereitstellung durch den WHR in Höhe von jährlich rund 200.000 Euro.

Hintergrund:

Das Pfungstädter Moor ist seit 1995 als Naturschutzgebiet ausgewiesen und umfasst eine Größe von insgesamt 97 Hektar und ist ein wichtiger Bestandteil des EU-Vogelschutzgebietes „Hessische Altneckarschlingen“. Bereits zwischen 1999 und 2008 wurde im Kerngebiet des Moores eine Zuwässerung mit aufbereitetem Rheinwasser durchgeführt, die zu positiven Ergebnissen geführt hat. Die jetzt geplante Zuwässerung soll mittels eines optimierten Leitungs- und Steuerungssystems erfolgen, Vorgesehen ist ein eine Kombination aus oberirdischer Zuwässerung und Direkteinleitung in eine offene Wasserrinne des Pfungstädter Moores. Der Vorteil in der gewählten Lösung besteht darin, dass die Zuwässerung für eine direkte Durchfeuchtung der Mooroberfläche sorgt und offene Wasserflächen auch bei tiefen Grundwasserständen im Zentrum des Moores erhalten werden können.

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